Vom Winde verweht!
Es war endlich wieder soweit!
Saschas und mein Frühsommer-Trip stand in den Startlöchern und die wochenlange Planung und Organisation nahm ein jähes Ende. Nun musste das Tackle wie gewohnt in den Caddy Maxi geladen werden. Die üblich, gewohnten Handgriffe und in 30 Minuten war alles im Auto verstaut. Doch irgendwie sah der Caddy zu „getuned“ aus!
Ein kurzer Blick später bestätigte dann die kurz zuvor auftauchende Vermutung! Der Wagen war völlig überladen und aus unserer Sicht auch nicht wirklich fahrbar. Es hätte mit Sicherheit Einige gegeben, die es probiert hätten, aber wir hatten diesmal bereits noch vor der Abfahrt das erste größere Problem.
Nun gut, der Caddy ist ja nicht das einzige Auto, welches wir nutzen konnten. Also kam das ganze Tackle und Futter für zwei Wochen einfach in meinen Transit und es wurde fleißig umgepackt. Ich glaube, da wir in meinem Transit Custom nicht wirklich fleißig sortieren mussten, war diesmal alles in knapp 15 Minuten verstaut und die Fahrt von knapp 1200 Kilometer konnte losgehen.
Übrigens, es dauerte keine fünf Kilometer auf unser geliebten A3 und der erste Stau kam auf uns zu. Mies, aber doch herzlich egal, bei zwei Wochen Sonne, Fisch und jeder Menge Spaß. So nun die Theorie!
Die Fahrt gestaltete sich sehr angenehm und nach ungefähr 15 Stunden Fahrt inklusive kleinem Nickerchen kamen wir am roten See an, unserem ersten Ziel dieser Tour. Wir hatten das Wetter in den vorhergegangenen Wochen genau beobachtet und entschieden uns für einen Platz am südlichen Teil des Sees, da der Wind bereits seit mehreren Tagen konstant auf das dortige Ufer schlug. Da wir beide nicht wirklich oft an diesem See gastierten, entschieden wir uns für mehrere Vorgehensweisen.
Thomas hatte uns im Vorfeld frisch abgerollte White Balls, Fish Blood and Hot und Ciric Milk in Kissen-Form abgedreht und diese kamen nun frisch gesoakt zum Einsatz. Wer mich ein wenig kennt, der weiß, wie gerne ich diese Form der Köder füttere und auch fische. Die dazugehörigen Wafter in unserer Range runden das Paket bestens ab und sind in Kombination wirklich unschlagbar.
Nach längeren Beratschlagungen bei viel Kaffee und gutem Essen bemerkten wir, dass das Wetter sich zu ändern schien. Eine dichte Wolkendecke zog auf und wir checkten die verschiedenen Wetter-Apps, um vorbereitet zu sein. Schließlich lagen unsere Montagen noch nicht und zunehmender Wind war, neben eher baldigem Sonnenschein auch angesagt.
Also beeilten wir uns, ohne großen Stress ausbrechen zu lassen. Wir legten in ziemlich mittigem Part unserer Stellen einen Futterplatz an, bestehend aus 25 Kilogramm White Balls und Fish Blood and Hot. Diesen wollten wir nach 2 Tagen das erste Mal angehen. Jeder mit einer Rute am Rande des Platzes. Also war uns klar, dass die Fütterung nach Hinten verschoben werden musste. Es wurde von Minute zu Minute windiger und wir beide begonnen, die Ruten wie vorher besprochen zu legen.
Bereits kurz nach unserer Ankunft konnten wir den ein oder anderen Fisch im Kraut springen sehen. Hier wurden dann auch primär die meisten Ruten von beiden abgelegt, bestehend aus großen PVA Säcken inklusive duftendem Crunch der Ranges.
Mittlerweile, nach einer knappen Stunde wurde der Wind einfach zu extrem und die letzten beiden Ruten wurden von uns geworfen. Nicht wirklich schlimm, da die Fische tatsächlich nicht weit draußen, im dichten Kraut standen. Wir sahen während wir die Ruten raus fuhren mehrere Fische ufernah im Kraut stehen. Es waren alles eher kleinere Fische, aber trotzdem ein guter Identifikator.
Außerdem musste ich noch Revanche mit der roten Erde nehmen, egal wie, blankte ich über Silvester 2018/2019 noch in das neue Jahr.
Nach nun knappen 10 Stunden Aufenthalt und der langen Fahrt zogen wir uns bei einbrechender Dunkelheit in unsere Zelte zurück. Wirklich müde waren wir beide eigentlich nicht wirklich nur der anhaltende, frontale Wind Zährte bereits nach Stunden des Angelns. Wir beschwerten uns darüber aber keinesfalls, schließlich war dies das Wetter, wovon wir uns das meiste erhofften. Die Nacht über blieb es komplett ruhig was die Fischaktivität anging. Gegen 3 Uhr nachts hatte ich noch die Sensibilität der Bissanzeiger herunter gestellt, da der Wind wie verrückt gegen das komplette Set-Up drückte.
Bei Sascha meldeten sich die Bissanzeiger auch immer mal wieder, wie ich im Halbschlaf vernehmen konnte. Aber gegen 8 Uhr morgens war der Schnurabzug bei Saschas linker Rute nicht mehr vom Winde verweht. Der Fisch eskalierte am anderen Ende völligst, sowohl bei dem heftigen Biss, als auch beim darauffolgenden Drill. Nach einiger Zeit lag ein sehr schöner Spiegler im Kescher und Sascha war bereits nach der ersten Nacht nicht mehr blank. Ein super Einstieg in die noch restlichen 13 Tage der Tour!
Glücklicherweise beruhigte sich der Wind auch etwas, sodass es zumindest wieder möglich war mit dem Boot das Wasser zu befahren. Aber dies war zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht von Nöten, außer bei der Rute, welchen den Fisch brachte.
Diese lag auch direkt wieder am neuen Platz inklusive einem süßlich duftendem Ciric Milk Glugged Hookbait in 20mm. Sascha vertraute auf diese Hookbaits, da hier die perfekte Kombination aus einer gewissen Härte und Attraktivität herrscht. Auch sollte immer der Krebsbestand bedacht werden, wo auch diese Köder bestens geeignet sind.
Wir genossen nach dem ersten Fisch ausgeschlafen ein leckeres Frühstück und hielten einige Momente inne, da der See aus unserem Platz aus einfach nur fantastisch aussah. Das Wetter sollte gegen Nachmittag wieder windiger werden, also beschlossen wir nun endlich unseren Schirm abzubauen. Diesen stellten wir auf um eigentlich genau solche Situationen zu vermeiden, dass jeder bei aufkommendem schlechten Wetter in sein eigenes Zelt verschwindet. Der Wind lies uns aber keine andere Wahl, sonst wäre dieser einfach nach kurzer Zeit weg gewesen!
Gegen Nachmittag meldete sich dann wieder eine Rute bei Sascha, diesmal wurde ein anderer Spot beräubert und der Fisch hing. An einen Bootsdrill war zu dieser Zeit nicht zu denken, da die Wellen extremst waren!
Und genau zu diesem Zeitpunkt, als wir uns zu 100% auf Saschas Fisch konzentrierten, löste sich die Verankerung von meinem Boot. Es wurde zum Glück nur angespült, wir hatten ja auflandigen Wind. Was solch ein Wind aber für Wellen entstehen lassen kann, hatte uns beide dann nach erfolgreichem Drill alt aussehen lassen! Ich bemerkte später, dass das Seil des Ankers aus irgendeinem Grund gerissen war. Glück im Unglück, auch wenn es die Rettungsweste nicht überlebt hatte.
Bereits am vierten Tag angekommen, konnten wir leider nicht wirklich erfolgreiche Nachrichten in die Heimat senden. Wir standen mittlerweile bei drei Fischen, da ich meinen Ersten auch fangen konnte, es lief aber nicht so wie wir es uns erwartet hätten. Der Wind stand nun den vierten Tag mit extremen Geschwindigkeiten auf uns und raubte und die letzten Nerven!
Trotzdem behielten wir diese und vereinbarten uns darauf, dem Futterplatz noch zwei weitere Nächte zu geben. Zu diesem Zeitpunkt angelten wir knapp 48 Stunden mit zwei Ruten darauf. Die Fische bis dato kamen alle von verschiedenen Spots mit wenig Futter. Als wir an diesem Tage gegen Nachmittag die Bolognese köchelten ließen, liefen innerhalb von nur wenigen Stunden drei Ruten von uns ab! Wir konnten alle Fische fangen, die bis knapp 16 Kilogramm schwer waren. Auffällig war, dass die sechs Fische allesamt Spiegler waren, wofür der Salagou ja eher nicht bekannt ist.
Abermals waren es Spots, die vorher noch nicht produktiv waren. Nun waren von acht Ruten insgesamt sechs Stück abgelaufen. Es kann um einiges schlechter laufen!
Gegen Abend verrieten dann die Wetter Apps ein komplett verändertes Bild ab dem folgenden Tag! Keinerlei Wind mehr und Temperaturen von knapp 30 Grad. Im Vergleich, wir hatten zuvor knapp über 20 Grad und sehr viel Wind. Also keine so wirklich tollen Bedingungen. Wir wollten es dennoch versuchen und hatten nach wie vor Hoffnungen in den Futterplatz. Allerdings beschlossen wir, dass wir das Zeitfenster von 48 auf 24 Stunden reduzieren wollten.
Nicht lange drum herumgeredet, standen wir 24 Stunden später an den gepackten Booten, bereit zum Auto zu fahren, es sollte unsere zweite Wahl angefahren werden! Es passt einfach nicht mehr viel zusammen, es sollte noch heißer werden und es herrschte aktuell schon kaum noch ein Luftaustausch.
Alles ging bei uns beiden wie immer relativ schnell und keine Stunde später machten wir uns auf den 120 Kilometer langen Weg zum See. Dort angekommen fuhren wir die insgesamt drei verschiedenen Nachtangelzonen ab um nach den Plätzen zu sehen und um dann zu entscheiden.
Wir brauchten allerdings nichts entscheiden, war wirklich jede Zone gespickt mit Anglern. Hier wollten wir nicht bleiben und fuhren direkt weitere 60 Kilometer!
60 Kilometer hören sich nicht wirklich viel an, wenn man diese jedoch im Süden Frankreichs über die verschiedensten D-Straßen bewältigen muss, kann das echt verdammt lange dauern und die ein oder andere Ader zum Anschwellen zwingen!
Nun gut, nach über 1,5 Stunden für 60 Kilometer kamen wir am Gewässer an und zu unserer Verwunderung war dort wirklich kein einziger Karpfenangler zu sehen. Wir waren im Vorhinein eher skeptisch, da dieser See seit geraumer Zeit von vielen Karpfenanglern besucht wird. Trotzdem wollte ich dort immer einmal angeln, da ich den See bereits drei Mal vorher angefahren hatte und nie auch nur eine Chance gehabt hatte auf einen der Plätze. Jetzt denkt bestimmt jeder, dass man dann auch normalerweise kein 4. Mal hinfahren sollte aber irgendetwas reizte mich zu sehr. Umso schöner war es nun, dass wir uns einen Platz komplett frei wählen durften.
Wir platzierten uns auf einer strategisch ganz gut liegenden Spitze, wo wir einen großen Angelraum an dem 350ha großen See zur Verfügung hatten. Nach dem schnellen Aufbau des Camps wurden die möglichen Plätze erkundschaftet und die Ruten auch relativ zügig gelegt. Struktur war reichlich an diesem See vorhanden, wir versuchten es im ersten Schritt ähnlich wie am Salagou an Krautfeldern, abfallenden Kanten und unter Wasser stehenden Weiden.
Insgesamt blieben uns noch einige Tage Zeit, die Idee von dem Futterplatz verwarfen wir hier allerdings, da dies von der Bodenstruktur schon gar nicht so einfach gewesen wäre. Zusätzlich sollte das Wetter in den kommenden Tagen sehr wechselhaft sein, weswegen wir uns für die typischen Fallen entschieden und so mit gutem Gefühl in die erste Nacht gingen.
Auch bereits in der ersten Nacht konnten wir Erfolge verbuchen! Die Gewichte der Fische stiegen auch von Biss zu Biss, was sich später herausstellte. Wir schienen richtig zu sitzen um nochmal die Fangbücher zu füllen!
Das Feedback der Fische kam auf jeden Fall und so rieben wir uns vor Vorfreude auf das was noch kommen sollte, die Hände. Gerade einer meiner Spots brachte mir tagsüber immer wieder 2-3 Fische. Ich legte meine Rute auf gerade einmal 1,5 Meter Tiefe an ein angrenzendes Krautfeld ab. Ich hatte in meinem restlichen Bereich keinerlei Kraut gefunden, weswegen mir dieser Spot einfach logisch erschien. Und so war es dann auch bis zur Abreise so, dass dieser Spot immer wieder Fische bis über 20 Kilogramm brachte.
Auch Sascha konnte einen dicken Schuppi fangen, der auf einen White Ball Weightless Hookbait herein fiel. Der Drill dieses Fisches und auch der vernarbte Kopf werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Es war einer der Spots die vorher nichts gebracht haben. Relativ monotoner Boden, keine großartigen Kanten oder ähnliches. Dafür aber ein Spot voll mit Sand, welcher hier kaum vorkommt! Gerade an solch steinigen Stauseen sind Bodenunterschiede, gerade weicher oder eben sandiger Boden immer ein Versuch wert, wie dieser Fisch eindeutig beweist.
Das Wetter machte im Übrigen was es wollte, mal regnete es den ganzen Tag in Strömen durch, darauf am Tage hatte wir dann mit knapp 30 Grad zu kämpfen. Ich denke allerdings auch, dass dies ein Grund dafür war, warum wir nicht noch mehr gefangen haben.
Insgesamt fingen wir an dem zweiten Gewässer knapp 20 Fische, jedoch standen die Anzeichen auf weitaus mehr, was die Ausbeute anging. Wir sahen einfach unfassbar viele Fische und bekamen ja auch die Rückmeldung durch die Fänge. Trotzdem beklagten wir uns darüber natürlich nicht, denn wie es ist mit leeren Händen nach Hause zu fahren, darf nie bei so etwas vergessen werden!
In diesem Sinne auf die Dicken!
Grüße Jonas