Der soziale Aspekt beim Angeln

Wir waren Mitte Juli wieder soweit, die Autos zu packen. Es ging mal wieder nach Frankreich. Dieses Mal aber grundsätzlich anders als sonst. Wir verbrachten zusammengefasst eine wirklich schöne Woche am Atlantik an einem kleinen Paylake, den wir uns exklusiv gemietet hatten.
Aber wie waren wir eigentlich auf diese Idee gekommen? Ich plante bereits wie jedes Jahr im Frühjahr den jährlichen Sommertrip mit meinem Freund Sascha. Wir waren uns einig, dass wir zwei Wochen auf jeden Fall zusammen loswollten, selbst Gewässer hatten wir uns schon herausgesucht und waren wie immer voller Motivation und Vorfreude.
Nur leider gestaltete es sich dieses, wie auch letztes Jahr, nicht ganz so einfach wegen der Pandemie. Die Franzosen hatten bereits seit einigen Monaten eine Ausgangssperre noch weit vor unserer. Wir warteten also etwas ab aber die Inzidenzen stiegen und stiegen in ganz Europa und machten eine Planung nicht so wirklich möglich. Wir besprachen uns regelmäßig wie wir nun vorgehen sollten, aber der zweiwöchige Trip an die großen Gewässer des Landes rückte immer mehr ins Abseits. Natürlich gingen wir mehrere Optionen durch.
Aber letztendlich siegte dann doch die Vernunft und wir einigten uns darauf mit weiteren Freunden zusammen einfach mal einen Paylake zu buchen und zu schauen wie es wird. Ich kannte den Paylake von Berichten anderer und der Vorteil dort war, dass man diesen für einen guten Preis exklusiv mieten konnte.
Da wir mit 3 Anglern und 4 Nicht-Anglern insgesamt unterwegs waren, beschlossen wir einfach dort eine Woche zu verbringen und einfach das Beste auf der damaligen Situation zu machen.
Ich reiste einen Tag zuvor an, um mir unter anderem auch einige Stauseen dort in der Nähe anzusehen, um mögliche Ziele neu zu entdecken. Kurzum gesagt ist diese Ecke im Nord-Westen des Landes aber nicht das, was man sonst so gewohnt ist. Nicht wirklich viel Wasser und wenn, dann relativ undurchsichtige Reglements mit vielen verboten.

Trotzdem freuten wir uns alle zusammen auf die Woche und genossen es im Endeffekt auch sehr, nicht alles bis in das kleineste Detail planen zu müssen. Denn wenn wir ehrlich sind, wird einem schon viel vor Ort abgenommen. Wir mussten keine Duschsäcke oder sonstiges mitnehmen, was an den großen Gewässern Frankreichs und auch daheim durchaus sinnvoll ist. Ehrlich gesagt auch mal eine willkommene Ablenkung, wobei man die Angelei dort nicht im Geringsten vergleichen kann.

Und da wären wir eigentlich auch schon beim Stichwort! Im Grunde fährt man an solche Seen schon mit einer gewissen Erwartungshaltung, die im Endeffekt sich vor Ort und während des Angelns allerdings dann schnell in Ernüchterung umschlagen kann. Man weiß ziemlich genau was dort herum schwimmt und malt sich förmlich schon den dicken im Kescher aus. Ganz so leicht ist es dann wie bestimmt viele auch kennen, dann doch nicht und man muss teilweise schnell reagieren können vor Ort. Trotz einer meist geringen Wasserfläche, kaum Hindernissen und einem guten Bestand an Fischen kann die ein oder andere Woche hier echt hart werden, wie uns der Verwalter des Komplexes bei Ankunft relativ schnell mitteilte. Die Angler in der Vorwoche fingen zwar ein paar Fische aber wirklich bemerkenswert war dort nicht viel.
Aber im Grunde war die Situation 2021 ja auch eine Verrückte und wir sagten von Anfang an, dass wir einfach eine schöne Woche dort verbringen wollten, ganz ohne jeglichen Druck irgendwelche Fische fangen zu müssen, nur weil sie dort im Gewässer vorkamen.

Die ersten beiden Tage vergingen extrem schnell und wir kamen bereits am Montag der Folgewoche an, ohne einen einzigen Biss verzeichnen zu können. Natürlich setzt und grübelt man in solchen Situationen zusammen, vollkommen egal wie viele Jahre man schon auf diesem Gebiet Erfahrungen vorzuweisen hat.
Kurz gesagt änderten wir gar nichts und warteten einfach! Wir hatten zu 100% Vertrauen in unser Futter und setzten vor Ort einen Mix aus Ciric Milk / White Ball Boilies ein, welche wir vorher frisch von Thomas geliefert bekamen. Dazu noch ein wenig Tigernüsse und frischer Hanf, gerade bei dem warmen Wasser war die Idee mit dem Hanf wie sich später herausstellte, sehr gut!
Uns ging es wirklich prächtig vor Ort und wir lebten tatsächlich wie die Maden im Speck!

Und pünktlich zu einem weiteren Festmahl bekamen wir dann auch die ersten Bisse. Exakt, wir sprechen hier vom Plural, da in noch nicht einmal 20 Minuten, 3 verschiedene Ruten abliefen. Dazu lagen die Ruten auch in völlig verschiedenen See-Abschnitten, was uns verblüffte. Leider teilen sich die Bisse nie wirklich gerecht auf, aber spätestens ab Mitte der Woche wechselten wir uns alle ab, auch die Frauen hatten Spaß an der Beißlaune der Fische.
Denn diese nahm jetzt wirklich Fahrt auf! Wir kamen nach einiger Zeit auf den Trichter, dass es kontraproduktiv war nach einem Biss die typischen 1-2 KG Boilies frisch nachzufüttern. Lediglich 5-10 Boilies pro Ruten brachten wir nun ein und die Bisse kamen Tags und Nachts.

Ich besuchte die Jahre zuvor bereits einen ähnlichen Paylake und auch da viel es auf, dass die Anfangszeit des Angelns meist nicht so produktiv war, dafür jedoch gegen Ende der Woche viele bis sehr viele Fische das Futter und die Köder annahmen. Hier sollte sich an diesem See es genauso herausstellen und wir fingen bis zum Ende weit über 30 Fische.
Die Fische fraßen und schieden die gelben und weißen Boilies nur so aus und glücklicherweise schmälerte es kaum unseren Vorrat an der gelben und weißen Macht.

Wir konnten uns sogar auch mal den Luxus erlauben die Ruten ganz aus dem Wasser zu nehmen, um endlich mit allen zusammen zu essen. Denn es war mittlerweile schon recht stressig geworden. Ständig machten wir die Ruten neu, probierten neue Spots aus, drillten Fische und kamen zu nicht viel anderem, um ehrlich zu sein.

Bereits am Freitag angekommen, war es wieder einmal Zeit für unsere guten alten Crevetten aus dem hiesigen E´Leclerc Supermarkt. Mittlerweile fast schon zur Tradition geworden, wenn man diese frisch bekommen kann. Und da wir in der Nähe des Atlantik waren, wurden ein paar KG der Köstlichkeiten gekauft. Einfach Olivenöl und reichlich Knoblauch vorher anbraten und die Crevetten dazu geben… Ich bekomme hier beim Schreiben echt das Grinsen nicht aus dem Gesicht! Wir halten fest, nicht nur die Fische gönnten sich in dieser Woche das beste Essen, wir konnten dort gut mithalten.

Nach meinem wohlverdienten Schlaf – ich hatte mir bestimmt ein knappes Kilo der Crevetten gegönnt – lief dann auch wieder eine Rute ab, welche ich ziemlich zentral im See liegen hatte. Ich bin der Meinung, dass gerade an solchen Seen sich viele Angler die Mühe machen um nach den besten Spots zu suchen. Versteht mich nicht falsch, das tue ich ebenfalls, aber es an solch hart beangelten See auch von Vorteil ist?
Ich wage das mal in Frage zu stellen. Also wie beschrieben die Rute einfach in das „nirgendwo“ abgelegt und Futter drauf. Ich denke kaum, dass dort in der Vergangenheit viel geangelt wurde. Und gerade diese Rute produzierte dann auch meinen größten Fisch des Trips mit 25KG. Ein für mich sehr gelungener Abschluss einer echt entspannten Woche!

Ich liebe das Angeln an den großen Stauseen, besonders in Frankreich. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass diese Woche mir persönlich auch mal sehr gut tat. Nicht aus Grund, dass man sich die Finger wund gekurbelt hat, sondern weil ich dort allen viel langsamer und entspannter angegangen bin als sonst.

In diesem Sinne, auf eine besinnliche Zeit, Weihnachten steht bald schon vor der Türe.
Euer Jonas

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