Der Schwefelsee
Für das Jahr 2020 stand ein neuer See auf meiner Liste. Covid-19 verzögerte meinen Saisonstart zwar ein wenig, aber schlussendlich stand dem Angeln nichts mehr im Wege.
Das Gewässer hat circa 30ha und eine maximale Tiefe von 57 Metern. Auf den ersten Blick also nichts Besonderes, aber wer den See kennt, weiß von den unter Wasser liegenden Schwefelquellen. Ab einer gewissen Tiefe beherbergt der See also sauerstoffloses schwefelwasserstoffhaltiges Wasser. Am Echolot ist diese „Linie“ sehr gut sichtbar. Das Verwenden eines Echolotes ist allerdings untersagt. Die Tiefe des „Schwefelwassers“ variiert von Jahr zu Jahr leicht, was das Angeln etwas erschwert.
Für uns war das Gewässer anfangs komplett unbekannt, wir beschlossen uns also einen Überblick zu verschaffen, indem wir ohne Gerät an den See fuhren und Ausschau nach Fischen hielten. Relativ schnell fanden wir einen Platz im seichteren Bereich des Sees, wo wir mehrere Karpfen beim Fressen beobachten konnten. Die Uferkanten waren an allen anderen Stellen steil abfallend und wir konnten auch keine Fische beobachten. Wir hatten also einen Platz gefunden und beschlossen uns vor dem Angeln einen kleinen Futterplatz aufzubauen. Zehn Tage lang fütterten wir einen Mix aus White Ball und Essential Orange in verschiedenen Größen. Das Futter wurde gut angenommen und der Platz war immer leergeräumt.
Am Tag des Angelns waren wir um 6 Uhr morgens am Wasser und wollten unseren vorbereiteten Platz beziehen. Mit Ernüchterung mussten wir feststellen, dass dort bereits ein Angler saß und wir einen neuen Plan brauchten.
Ein kurzes Brainstorming brachte uns dazu nicht willkürlich einen neuen Spot auszusuchen, sondern erneut eine Runde um den See zu laufen und Fische zu suchen. Nach circa einer Stunde wurden wir dann fündig. Ein unscheinbarer Platz im westlichen Teil des Sees sollte es sein. Wir konnten einen Karpfen beobachten wie er die Uferkante entlang zog. Schnell bezogen wir den neuen Spot und änderten unsere Strategie.
Wir wollten die Fische schnell auf unseren Spot aufmerksam machen und pimpten unser Futter mit Liquid und Groundbait. Die Boilies wurden gecuttet, um sicherzugehen, dass sie dort liegen bleiben, wo wir sie haben wollten und Aromen sich im Wasser noch schneller ausbreiten können. Zusätzlich machten wir uns die Bait Pasten der Bait Fabrik zunutze. Wir formten Hühnerei große Ballen und platzierten diese genau im Bereich unserer Hakenköder.
Unsere Ruten legten wir an der Uferkante in verschiedenen Tiefen ab. Andere Spots waren schwer zu finden und zusätzlich mussten wir darauf achten, dass unsere Köder nicht zu tief und somit in schwefelwasserstoffhaltigen Wasser lagen. Wir konzentrierten und also ausschließlich auf den ufernahen Bereich.
Als Hakenköder verwendeten wir Pop Ups und Wafter in 20-24mm aus der Essential Orange und Big River Range.
Gegen 14:00 Uhr lief dann endlich die Rute ab, die wir in drei Meter Tiefe platziert hatten. Nach wenigen Sekunden im Drill spürte ich einen kurzen Ruck und der Fisch war weg. Nach kurzem Ärger wurde das Rig überprüft und die Rute neu ausgebracht. „That´s fishing“, dachte ich mir und hatte Hoffnung auf einen erneuten Biss.
Dieser blieb leider aus und wir mussten gegen 18:00 Uhr das Feld räumen, da das Angeln ab dieser Zeit nicht mehr gestattet ist.
Wir beschlossen am nächsten Morgen erneut ans Wasser zu fahren. Diesmal waren wir um 5 Uhr am See und hielten Ausschau nach Aktivität. Unser vorbereiteter Platz war erneut besetzt, doch wir machten uns gar nicht lange Gedanken darüber. Es dauerte etwas, aber nach einer Stunde konnten wir einen rollenden Karpfen ausmachen. Es war fast der gleiche Spot, wo wir am Tag davor unseren Biss verbuchen konnten. Von unserer Strategie überzeugt, änderten wir nichts an unserer Taktik vom Vortag. Die Ruten waren scharf und das Warten begann.
Lange hat es nicht gedauert und die erste Rute lief ab. Diesmal sollte alles gut gehen und ich durfte einen schönen kleinen Spiegler in die Kamera halten.
Der Fisch wurde schnell versorgt und die Rute wieder ausgebracht. Das Wetter war sehr wechselhaft an diesem Tag und die Fische sollten das lieben. Im Laufe des Tages lief meine Rute noch drei weitere Male ab und ich konnte alle Fische sicher landen.
Nach jedem Biss brachte ich einige Essential Orange Boilies und Paste auf den Platz um die Karpfen bei Laune zu halten. Diese Taktik sollte super funktionieren und der letzte Fisch des Tages war ein guter Beweis. Ein schöner Schuppi der mir einen geilen Drill an den steilen Uferkanten lieferte.
Gegen 18:00 Uhr packten wir dann unser Tackle und beluden mit einem dicken Grinsen im Gesicht unser Auto.
Der Schwefelsee war geschlagen!