Der Bootsblog 4: große Freiheit – by Patrick Buhr

Lang lang ist es her, dass Ihr meinen letzten Blog lesen konntet und ich Euch die Fortsetzung versprochen habe. Privat ist seitdem bei mir eine ganze Menge passiert. Dazu an anderer Stelle mehr. Auch wenn nun schon Silvester vor der Tür steht, möchte ich Euch nochmal mit in die warme Jahreszeit nehmen. Zurück zum Fischen bei Sonne.

Ich hatte nun also noch ein paar Tage Urlaub übrig und es sollte nun mal ein richtiges Abenteuer her. Ich wollte es jetzt wissen. Nachdem ich viele kürzere Sessions auf dem Boot verbracht hatte, sollten es nun mal ein paar Tage werden. Ich plante akribisch die Ausrüstung vor, denn auf dem Wasser sollte alles passen und keine wichtigen Dinge fehlen, zumal ich am Ende eine kleine Ewigkeit von meinem Auto entfernt ankern sollte. Reichlich Essen und Futter waren also Pflicht.

Bootsangeln

Und so ging es dann am Montagmorgen mit einem voll beladenen Bus Richtung Wasser. Voller Vorfreude verging die Fahrt wie im Flug und bald stand ich an den Ufern dieses mächtigen Sees. Wahnsinn, das andere Ufer war kaum zu sehen, vor mir lagen mehrere Tausend Hektar Wasser. Wo sollte ich hier nur Anfangen zu angeln? Ich hatte mir bereits vorher mit Hilfe von Luftbild und Tiefenkarte eine Ecke ausgeschaut, in der ich zu dieser Jahreszeit Fische vermutete. Doch wer kann das auf so einem Wasser schon wissen? Ich wollte den See ein wenig mit dem Boot erkunden und mir auch einige andere Ecken anschauen und Fische suchen, soweit möglich.
Na da hatte ich mir was vorgenommen. Mit zwei Booten, voll beladen und wohlbemerkt rudernd (!) ging die wilde Fahrt dann los. Ich war völlig überfordert. Ich sah ungefähr eine Million geile Spots, überall Muscheln und andere natürliche Nahrung, soweit das Auge reichte. Wie sollte ich hier nur den richtigen Spot finden und die Fische überzeugen mein Futter zu fressen? Naja, um es kurz zu machen, nach ungefähr 8km rudern mit meinem Koloss von Boot fand ich letztlich ein schönes Plätzchen in der Nähe des Bereiches, den ich mir bereits vorher angeschaut hatte. Völlig fertig verankerte ich das Hauptboot und musste erst einmal kurz die Liege aufbauen.

Ich hatte jedoch nicht viel Zeit mich zu erholen. Ich ankerte nicht einmal fünf Minuten, da kam mir ein Raubfischangler wutentbrannt entgegengerudert und fing direkt an, mich anzuschreien, was mir denn einfiele, so nah am Ufer zu ankern, dies sei ein Naturschutzgebiet und wenn ich nicht sofort die 100m Abstand zum Ufer einhalten würde, würde er mich gleich anzeigen. Um größerem Stress aus dem Weg zu gehen, lichtete ich die Anker, paddelte in eine einigermaßen windstille Ecke und ankerte weit weg vom Ufer. Puh jetzt erstmal klarkommen und nachdenken. Mir war an diesem Spot wirklich unwohl. Tiefes und unruhiges Wasser unter mir und die Spots, die ich mir soeben angeschaut hatte schwer zu beangeln. Das war auf jeden Fall nicht das Richtige für die nächste Woche. Und da kam der Kollege schon wieder zu mir gerudert. War es hier nun auch nicht richtig? Doch ich wurde positiv überrascht. Er entschuldigte sich für seinen Ausraster und empfahl mir eine Stelle in der Nähe, wo es erlaubt wäre, auch vorm Ufer zu ankern und wünschte mir noch viel Glück. Naja so kann es manchmal gehen.

Mittlerweile war es früher Abend. Jetzt mussten die Ruten noch gelegt werden. Um die Fische bei diesem Nahrungsangebot trotzdem irgendwie zum Anbiss überzeugen zu können, verteilte ich die Ruten weit und fütterte ein ordentliche Menge BCX Food Concept Boilies. Da diese sehr attraktiv und trotzdem sehr reichhaltig sind, rechnete ich mir hiermit die besten Chancen aus. Völlig fertig viel ich auf meine Liege. Trotz des ungewohnten Schwankens, dauerte es keine zwei Minuten bis ich einschlief. Am nächsten Morgen wurde ich von eben diesem leichten wippen geweckt. Ich überlegte, was ich die nächsten Tage wohl noch so alles ausprobieren könnte, um an Fisch zu kommen.
Da gab eine Rute ein paar Piepser von sich. Auf die Entfernung konnte das auch schonmal ein Lauf sein. Aufgeregt nahm ich die Rute auf und paddelte so schnell es ging auf dem Spot entgegen. Dort angekommen, löste sich die Schnur und zeigt dann wieder zurück in Richtung des Platzes. Ich kurbelte weitere 50 Meter Schnur auf und plötzlich spürte ich Kopfschläge. Tatsächlich ein Fisch! Nach fünf Minuten gab er sich geschlagen und ein Freudenschrei tönte über den See. Unglaublich dieses Gefühl an so einem See am ersten Morgen einen Fisch zu fangen. Kein Riese aber ein richtig altes Original. Mega!

Julian, der mir den Rest der Woche Gesellschaft leisten wollte kam kurz darauf angepaddelt, auch platt von der langen Bootstour. Ich empfing ihn mit einem fetten Grinsen. Nach einer kurzen Fotosession machten wir den Plan für die noch bleibenden Tage. Es lief zäh in den kommenden Tagen, aber es lief. Am nächsten Morgen durfte ich Julian einen wunderschönen Spiegler keschern. Wahnsinn, denn aus diesem Gewässer zählte für uns jeder Fisch doppelt, mindestens! Viel zu schnell verstrichen die Tage. Schon am Freitag mussten wir wieder abhauen. Am letzten Morgen, durfte ich dann nochmal ran. Der Fisch hatte in der Zeit, bis wir bei ihm waren, bereits mehrere Äste aufgesammelt, die mühsam aus der Schnur geknotet werden mussten. Knapp 10 Minuten hatte ich nun schon versucht Fischkontakt zu bekommen. Ein weiteres Mal löste sich die Schnur und ich machte Druck. Die Schnur ging direkt in die Richtung eines riesigen im Wasser liegenden Baums. Bitte nicht auch das noch! Doch im nächsten Moment gab es einen großen Schwall und etwa zwei Meter vor dem Baum ploppte ein richtig fetter Spiegler an die Wasseroberfläche. Wow, gerade noch rechtzeitig abgefangen. Von hier an gab es keinen Zentimeter Schnur mehr. Der Fisch saß glücklicherweise gut glitt wenige Minuten später in den Kescher. Wahnsinn!

Mit einem solchen Fisch diesen ersten Trip an das Karpfenmeer abzuschließen, hätte ich mir nicht träumen lassen. Umso größer war die Freude darüber. Völlig zufrieden ging es nach Hause, doch dieser See hat uns definitiv nicht das letzte Mal gesehen. Wir kommen wieder!
In diesem Sinne, genießt das Weihnachtsfest und bis bald.


Euer Patrick

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