Das Angeln an sogenannten Paylakes ist sicher eins der am meisten diskutierten Themen in unserem Hobby. So sehr es die einen lieben, so sehr verteufeln es die anderen. Fakt ist aber, dass es wie in allen Bereichen des Lebens letztlich die Entscheidung jedes Einzelnen ist, was er für sich als angenehm und reizvoll erachtet. Wenn man ehrlich ist sind ja eigentlich fast alle deutschen Vereinsseen eine Art von Paylake. Die Fische stammen fast ausschließlich aus Besatzmaßnahmen, nur spezielle (teils ausgesuchte) für dieses Gewässer zahlende Angler dürfen hier fischen und nicht selten sind auch hier die dicksten Fische längst mit Namen versehen.
„Öffentlich“ sind eigentlich nur unsere Flusssysteme oder die wirklich großen Naturseen.
Mir fallen zum Thema Paylake nur 2 Nachteile ein. Zum Ersten sicherlich der enorme Angeldruck, der meist ununterbrochen das gesamte Jahr anhält. Und zum zweiten das fehlende Abenteuerfeeling.
Die größten Vorteile sind das sicher stehende Auto (und des darin zurückgelassenen Tackle), vorhandene sanitäre Einrichtungen und die Möglichkeit zum laden sämtlicher Akkus.
Nachdem mein Saisonstart die letzten Jahre immer wieder durch Corona ins Wasser gefallen war, entschied ich mich Ende 2021 dazu für das zeitige Frühjahr 2022 einen Platz an einem Paylake in Frankreich zu buchen. Da an diesem das eventuell wieder zu erwartende nächtliche Ausgangsverbot nicht greifen würde.
Im April war es dann endlich soweit und ich stand am Ufer des Sees. Was direkt positiv auffiel war der gepflegte Zustand der Angelstellen, arg gewöhnungsbedürftig war die „Nähe“ zum nächsten Angler. Aber da jeder Stelle die entsprechende Wasserfläche zugeordnet war sollte dies wohl kein Problem darstellen.
Nachdem alles entladen und das Camp für die nächste Woche hergerichtet war, ging es endlich ans angeln. Die gebuchte Stelle war strategisch recht gut gelegen, so das ich sowohl den offenen Seeteil wie auch einen Teil der Staumauer beangeln konnte. Eine Tour mit Schlauchboot und Echolot ergab keine nennenswerten Highlights in meinem Bereich. Also würde ich die zur Verfügung stehenden Ruten vorerst im gesamten Areal verteilen. Sollten sich dann produktive Bereiche abzeichnen würde ich die Montagen entsprechend umlegen.
Jetzt stellte sich noch die Frage nach der richtigen Futterstrategie. Der „Klassiker“ einen Futterplatz anzulegen und ihn erst ab Mitte der Woche zu befischen kam auf Grund des eingeschränkten Platzangebotes nicht in Frage. Außerdem würde durch die große Zahl der Angler am See ohnehin genug Futter ins Wasser kommen. Von früheren Besuchen an ähnlich stark befischten Gewässern wusste ich das die Karpfen auf Boilies in den gängigen Größen eher schlecht bis gar nicht reagieren würden. Entsprechend wenig dieser Kugeln hatte ich dabei. Als Futter kam ein Mix aus Pellets, Dosenmais und etwas BloodwormLiver-Groundbait zum Einsatz. Da sich die Pellets innerhalb weniger Stunden auflösen erhält man recht schnell einen augenscheinlich „alten“ Futterplatz auf dem selbst die vorsichtigsten Paylake-Karpfen zu fressen beginnen.
Da das Beifutter recht fein ausfiel mussten selbstverständlich auch die Hakenköder entsprechend angepasst werden. Selbst unter normalen Umständen recht kleine Köder von vielleicht 14 mm werden zumeist aussortiert und liegen gelassen.
Aus genau dem Grund hatte ich unsere zu diesem Zeitpunkt noch recht neuen Explosion Balls im Gepäck. Diese gibt es in 5 Sorten. Durch verschiedene Geschmacksrichtungen, verschiedene Farben, zwischen 10 und 12 mm Durchmesser, sinkend oder als Pop Up…sollte wohl für jede Angelsituation das passende dabei sein.
Ich entschied mich vorerst für den Scopex Lobster Boilie. Jeweils 2 Stück kamen ans Haar. Die Vorfächer wurden aus weichem Geflecht und mit ca.25 cm relativ lang gebunden, da der gesamte Bereich recht schlammig war.
Auf Grund dieser Tatsache wurde auch eine Rute mit einem 14 mm Buttersweet PopUp beködert. Ich machte mir zwar wenig Hoffnung das so ein auffälliger Köder wirklich funktionieren würde,aber unversucht wollte ich es dennoch nicht lassen. Wie sich später herausstellte die richtige Entscheidung!
Nachdem alle Ruten platziert waren konnte das warten beginnen….aber was soll ich sagen, so lange sollte das warten gar nicht dauern.
Bereits in der ersten Nacht fanden 2 Fische den Weg in den Kescher.
Und um es kurz zu machen es blieben nicht die letzten. Im Gegenteil – von Tag zu Tag lief es besser, die Taktik wurde verfeinert, und die Futtermenge immer weiter reduziert. Wir hatten mitunter den Eindruck je weniger Futter am Hakenköder lag, desto schneller kamen die Bisse.
Am Ende der Woche konnten mein Angelpartner und ich auf eine wahre Traumsession mit über 40 gefangenen Fischen zurückblicken.
Darunter Fullys, Zeiler, Koi und mehrere wirklich dicke Exemplare!
Ebenfalls gut funktioniert hat das anwerfen springender Fische. War die Distanz zu groß, wurde die Montage mit dem Futterboot gefahren. In diesem Fall kam grundsätzlich die Rute mit dem Pop Up zum Einsatz, da man hier recht sicher sein kann das der Köder trotz Schlamm vernünftig präsentiert ist.
Nicht nur einmal war diese Taktik erfolgreich.
Zum Schluss kann ich nur jedem empfehlen es auch mal an einem Paylake zu versuchen. Durch die Sorglosigkeit und die entspannte Situation an diesen Seen kommt recht schnell echtes Urlaubsfeeling auf.
Selbst den härtesten Gegnern dieser „Pools“ würde ich vorschlagen es zumindest EINMAL zu versuchen. Und sei es nur um zu verstehen das einem hier die Fische nicht, wie so oft behauptet, einfach in den Kescher springen. Ganz im Gegenteil, gerade hier muss man oftmals tief in die Trickkiste greifen um überhaupt einen dieser scheuen und mit allen Wassern gewaschenen Paylake-Karpfen zu fangen.
Auch ich mag die Freiheit am Wasser viel zu sehr, als das ich sie auf Dauer für diese Art des Angelns aufgeben würde. Aber hin und wieder werde ich mir diesen „Luxus“ wohl auch in Zukunft gönnen…
In diesem Sinne
Euer Andi