Zielfischtagebuch 2: Das Mobil – by Patrick Buhr

Nachdem ich euch im ersten Teil mein Vorhaben erläutert habe, soll es in den nun folgenden Teilen um meine Vorgehensweise und Erlebnisse am Wasser drehen. Als erstes ein paar kurze Worte zum neuen Angelmobil. Ich denke ein Bus ist sowieso das optimale Karpfenanglerauto. Schon lange hatte ich ein Auge darauf geworfen, doch als Student war es für mich einfach noch nicht drin. Mittlerweile bin ich aber voll im Arbeitsleben angekommen und nun sollte es soweit sein. Im Herbst holte ich den Bus beim Händler ab und konnte es kaum erwarten loszulegen. Ich angelte zum Jahresende ein paar einzelne Nächte und schlief mit der Liege im Bus. Schon ganz entspannt, doch ich hatte noch Größeres vor.

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Ich wollte nicht nur einfach im Auto schlafen, ich wollte am Wasser „wohnen“. Über den Winter hatte ich viel Zeit und auch einen genauen Plan, wie es werden sollte. Zuerst mal alles mit Steinwolle und Styropor gedämmt, Wandverkleidungen und Holzboden verbaut, PVC-Boden ausgelegt (der ist wenigstens geeignet, um ihn beim Fischen so richtig schön zu versauen), ein Schlafsofa zum Umbauen. So kann man tagsüber gemütlich auf der Couch liegen und nachts bequem zu zweit im Auto schlafen.

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In mühevoller Kleinarbeit einen Schrank so zersägt, dass er genau an die Wand passte, nebenbei noch ein neues Radio eingebaut. Ich kann euch sagen, ich hatte den nötigen Aufwand gründlich unterschätzt. Erst im März, ein paar Tage vor meiner ersten Session wurde ich fertig. Doch das Ergebnis kann sich denke ich sehen lassen und nun konnte die Saison endlich voll beginnen. Auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt war es im Bus noch relativ angenehm dank der Isolierung und auch eine richtige Matratze beim Angeln hat schon ihre Vorteile. Ich fühlte mich also trotz der widrigen Witterungsbedingungen immer pudelwohl am Wasser. Dies ist für mich übrigens ein sehr wichtiger Punkt beim Angeln, denn wer sich wohlfühlt, geht sofort auch mit einem ganz anderen Mindset an die Sache heran. Das kann gerade an schweren Gewässern und auf einer Zielfischjagd sehr wichtig sein, doch darauf werde ich an anderer Stelle noch einmal eingehen.

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Wie im letzten Teil bereits beschrieben, lief es vernünftig an und es waren immer ein paar Fische für mich drin. Mit der Anzahl anderer Angler am See stieg aber auch spürbar sehr schnell das Misstrauen der Fische. Die Bissfrequenz sank sofort und es kam immer wieder vor, dass der Bissanzeiger nur ein paar einzelne Piepser von sich gab und dann wieder schwieg. Das hätte jetzt natürlich alles sein können, doch mit der Zeit wurde ich immer sicherer, dass es sich dabei zum Großteil um Fehlbisse von Karpfen handelte. Teilweise gab es vor den Fehlbissen Gründelspuren auf dem Spot, danach war nichts mehr zu sehen. Teilweise hatte ich Ruten 20 Meter auseinander liegen. Zuerst bekam ich einen Fehlbiss auf die eine Rute. 20 Minuten danach bekam ich einen Run auf die andere. So setzten sich diese Phänomene fort, sodass ich mit recht großer Sicherheit sagen kann: Die Fische fangen an, mich an der Nase herumzuführen. Schon im letzten Jahr hatte ich erlebt, wie extrem die Fische teilweise auf Angeldruck reagierten. Ich fand Sie in einer Bucht, warf zwischen die fressenden Fische, und obwohl sie blieben, schwiegen die Ruten  komplette 24 Stunden. Mittlerweile gingen viele Angler auch blank nach Hause.

Das wollte ich nicht akzeptieren. Ich fing an, nach und nach alles mir mögliche auszuprobieren, anzupassen und zu optimieren. Rigs, Futter, Hakenköder usw. Einzelheiten hierzu werde ich euch ebenfalls in den folgenden Tagebüchern noch zeigen. Die Anpassungen machten sich bemerkbar, die Quote an Runs ging wieder nach oben. Ich fing einige weitere Fische. Die Dicken waren bis hierhin aber ausgeblieben. Doch die Wetter-App versprach eine Woche mit Idealbedingungen: Die Temperaturen sollten endlich auf über 20°C klettern, der Luftdruck sollte in den Keller gehen und Sonne und Wolken sollten sich bei gutem Wind ab und zu noch mit etwas Regen abwechseln. Perfekt! Am Sonntag nach meiner Session fütterte ich meine favorisierte Stelle und darüber hinaus noch fast den halben See sehr großflächig mit WC20 und Ciric Milk vor. Ich wollte dadurch die Fische in Bewegung halten und vor allem für eine Situation sorgen, die sonst hier nur sehr selten vorkommt. Die Fische können auf großer Fläche fressen, ohne dass Schnüre im Wasser sind. Selbst Futter, das nicht auf meinem Spot lag, sollte den Fischen also ein Stück Vertrauen geben, dass Sie doch schon jetzt im Frühjahr verloren hatten.

Als ich am Mittwoch relativ spät nach der Arbeit am See ankam, hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Ich legte die Ruten und während ich mir ein leckeres Abendessen brutzelte, rief ich Thomas an, um  einmal wieder in Ruhe zu plaudern. Schon nach 10 Minuten musste ich ihn unter wildem Gepiepse meiner Sounderbox aber schnell wieder verabschieden. In der Abenddämmerung fing ich einen schönen runden Spiegler. So konnte es gerne losgehen. Ich legte die Rute neu aus und startete mit einem super Gefühl in die kommende Nacht. Wie diese weiterging, was ich tat, um wieder mehr Bisse zu bekommen und was in dieser Woche sonst noch so alles ans Band ging, könnt ihr im Dritten Teil weiterlesen. Bis dahin eine gute Zeit am Wasser und viele dicke Fische.

Euer Patrick

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