Mit wenig Futter zum Erfolg!
Unser Ziel war ein ca. 450ha großer Baggersee. Die Infos zu dem Gewässer waren sehr knapp, also mussten wir uns ein Bild vor Ort machen. Wir wussten jedoch, dass die Wels Population recht weit fortgeschritten ist. Aus diesem Grund entschied ich mich ausschließlich „süße“ Boilies auf Milchproteinbasis mitzunehmen.
Drei Sorten kamen für diesen Trip zum Einsatz:
“Ciric Milk” aufgrund der guten Instantwirkung um die Fische möglichst schnell auf den Platz zu bringen.
“WC 20” dank seiner idealen Zusammensetzung wird er von den Karpfen sofort als Nahrungsquelle akzeptiert und kann auch auf längere Zeit als Basis unseres Futters dienen.
“White Ball” bringt die fruchtige und vor allem die farbliche Komponente ins Spiel. Der See, den wir befischten hat eine durchschnittliche Tiefe von ca. 10-11 Meter und die auffällig weiße Farbe dieses Boilies bringt neugierige Fische schnell auf den Platz.
Die Fahrt verlief problemlos und wir kamen in den frühen Morgenstunden am Wasser an. Nach einer kurzen Entdeckungstour mussten wir feststellen, dass auf jeder befischbaren Stelle bereits ein Bivy stand. Lediglich der private Teil des Sees war frei von Anglern. Wie es der Zufall wollte, kamen wir in Kontakt mit einem Besitzer der privaten Plätze und konnten unser Camp in einem weniger stark befischten Seeteil einrichten.
Auf unserer vorhin angesprochenen Entdeckungstour führten wir mehrere Gespräche mit anderen Anglern. Diese klagten alle über wenig bis keine Fische und Gewichten bis maximal 8 kg. Jeder sagte uns wir müssen große Köder verwenden, um die dicken Karpfen ans Band zu bekommen und es würde hier viel Futter brauchen um Fische an den Platz zu locken.
Mit diesen Informationen im Hinterkopf setzte ich mich ans Ufer und beobachtete ca. 45 min lang die Oberfläche. In dieser Zeit konnte ich 2 rollende Karpfen ausmachen.
Das Camp stand, unser Boot war im Wasser und wir starteten unsere erste Fahrt mit dem Echolot. Schnell mussten wir feststellen, dass es unzählige Plateaus und Kanten im See gab. Es war also reines Glücksspiel, ob wir einen Platz wählen sollten, auf dem die Fische auch fressen.
Da ich kein Fan von Glücksspiel bin, entschied mich meine Ruten genau dort abzulegen, wo ich zuvor die rollenden Karpfen sah. An den Spots war zum einen, ein kleines Plateau das keine besonderen Auffälligkeiten hatte und der andere Platz war ganz ohne Struktur.
Gegen den Rat der anderen Angler fütterte ich nur wenig pro Rute. Zwei Hände Boilies und eine Schaufel Tigernüsse direkt über meinen Hakenköder.
Es waren genug andere Karpfenangler auf dem See, die große Futterplätze anlegten. Es wäre also nicht sinnvoll es ihnen gleichzutun. Als Köder verwendete ich unsere Fluoro Pop-Ups Yellow/Pink in 16mm Größe die ich an einem „Ronnie Rig“ anbot. Ich machte also das genaue Gegenteil was mir geraten wurde.
Mein Plan sollte aufgehen und ich konnte in den ersten 12 Stunden bereits zwei Karpfen fangen. Beide Fische bissen an dem Platz ganz ohne Struktur. Ich vermutete also mehrere Karpfen am
Spot und fütterte etwas mehr. Das Resultat erstaune mich ein wenig. Der Platz war die nächsten 24 Stunden lang wie tot…
Ich beobachtete erneut die Wasseroberfläche und suchte nach rollenden Karpfen. Den ganzen Nachmittag sah ich nur einen Fisch. Dort platzierte ich meine Rute und wurde nach kurzer Zeit mit einem Biss belohnt.
Im Laufe der Session stellte sich heraus, dass die Fische nicht auf Futter anspringen sollten. Wir konnten nie mehr als 2 Fische pro Platz fangen und viel Futter war absolut sinnlos in unserer Situation. Wir haben viel herumprobiert, kamen aber zu dem Entschluss, dass es am besten funktionierte jeden Tag aufs neue die Fische zu suchen und ihnen dort Fallen zu stellen.
Da ich nur wenig Futter pro Rute verwendete, versuchte ich es so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Basis bestand aus Ciric Milk Boilies in 20 mm da ich die Fische schnell zum Fressen animieren wollten. Dazu kamen WC 20 in 24 mm, um den Fischen eine gute Nahrungsquelle zu bieten und White Ball in 24 mm, um den Platz auffälliger zu gestalten. Um die Lockwirkung zusätzlich zu erhöhen, übergoss ich das Ganze mit unserem Ciric Milk Liquid. Auf Groundbait oder weitere Partikel verzichteten wir gänzlich, da wir Weißfische und kleine Karpfen nicht so schnell auf unsere Spots aufmerksam machen wollten.
Es war viel Arbeit jeden Tag neue Spots zu suchen, doch es machte sich bezahlt. Wir waren so ziemlich die Einzigen, die konstant Fisch fangen konnten und auch über die Größe unserer Fische konnten wir nicht klagen.
Wir verfolgten diese Taktik die restliche Session hindurch und waren nach 5 Tagen sichtlich erschöpft. Es muss also nicht immer viel Futter sein und auch die Weisheiten anderer Angler gilt es manchmal zu ignorieren, wenn man zum Erfolg kommen will.
Gutes Futter ist nur dann effektiv, wenn man es auch richtig einsetzt. Ich durfte so etwas noch nie in diesem Ausmaß erleben. Es zeigt aber wieder einmal, dass man als Karpfenangler flexibel sein sollte und sich dem Gewässer und der dortigen Situation anpassen muss!
Euer Mario