Nachtschwärmer Karpfenangeln Boilies Baits

Nachtschwärmer von Jonas Hillebrands

Nachtschwärmer

Mittlerweile schreiben wir den 30.06.2017 und das halbe Jahr in 2017 ist auch wieder vergangen. Ich stehe an meinem vollgepackten Bus und lasse mit meinem Freund Nico die letzten Tage Revue passieren. Was hatten wir noch einen Stress in den letzten Tagen vor unserer Abreise gehabt! Noch in den letzten Stunden vor der Abfahrt stand unser Ziel immer noch nicht zu 100% fest. Wer solche Touren aber bereits des Öfteren hinter sich hat, der weiß was ich meine, zumal dieser Stress ja durchaus auch eher positiv belastet ist.

An Schlaf war in den kommenden Stunden vor Abfahrt nun gar nicht mehr zu denken, weswegen wir uns entschlossen, die knappen 1200km sofort anzugehen. Wir waren einfach zu aufgeregt und wollten einfach nur noch los! Immer wieder ein tolles und aufregendes Gefühl, trotz der bereits vielen absolvierten Touren. Mit einem fleißigen Fahrerwechsel und den knappen 1200km im Rücken standen wir bereits am Samstagmorgen an den Buchten des riesigen Stausees im Süden Frankreichs. Da vor Ort mehrere Nachtangelzonen ausgewiesen waren, inspizierten wir alle in den nächsten 3 Stunden per Auto und Boot. An unserer favorisierten Stelle nun angekommen, stellten wir verdutzt fest, dass wir bereits seit über 40 Stunden nicht mehr geschlafen hatten. Faszinierend, wie einem der Anblick solcher Gewässer den Schlaf rauben kann!

Es nutze aber nun alles nichts, das Camp und die Ruten mussten aufgebaut und beködert werden. Meine Köder hatte ich aus einem Mix unseres Ciric Milk´s (20mm/24mm) und dem Bloodworm Liver (20mm/24mm) herstellen lassen. Zusätzlich hatte ich im Vorfeld bereits alle Boilies im Mischverhältnis von 50:50 halbiert, um vor Ort eine größere Futterfläche zu erreichen. Die Attraktivität der Boilies nahm dadurch natürlich auch nicht ab, sondern steigerte sich nur noch. Die klasse Instanteigenschaften des Ciric Milks und die fischige Note des Bloodworm Liver erschienen mir im Vorfeld am besten geeignet. Gerade der Ciric Milk besticht durch sein ausgesprochen gutes Aminosäureprofil meine Vorlieben eines Boilies in vollem Umfang. Dazu dann noch der sehr proteinreiche Mix des Bloodworm Liver´s  und fertig ist eine sehr ausgewogener Nahrungsquelle für die Fische. Zusätzlich kamen dann noch Tigernüssen in die vielen Eimer und fertig war in meinen Augen der perfekte Mix. Auffallend schnell lagen dann aber auch unsere Ruten, da die meiste Wasserfläche vor unserem Platz einfach nicht beangelbar war. Solche Tiefen hatte ich vorher noch an keinem anderen Stausee gesehen und die Staumauer war nicht annähernd in unserer Nähe. Tiefen bis zu 67 Metern fand ich in 75 Metern von unserem Platz aus entfernt, problemlos.

Zusätzlich hatten wir uns aber auch vorgenommen, am kommenden Tag ausgiebig das Areal noch einmal abzusuchen, um die Ruten noch effektiver in den verschiedenen Tiefen abzulegen. Gegen 18 Uhr abends ging dann bei uns beiden absolut gar nichts mehr, jeder Schritt, jeder Bewegung schmerzte einfach nur noch, weswegen wir dann auch sofort den lang ersehnten Schlaf nachholten. So lange er herbei gesehnt wurde, umso abrupter wurde er auch wieder unterbrochen. Es lief doch tatsächlich bereits nach 4 Stunden eine meiner Ruten ab! Völlig verwirrt nahm ich die Rute auf und merkte sofort, dass ein Karpfen sich den Schneemann aus einem 20mm Cirik Milk Glugged Hookbait und einem 16mm pinken Pop Up sich hat schmecken lassen. Gute 10 Minuten später war der Fisch dann auch bereits im Kescher und die Freude über den ersten Fisch des neuen Gewässer riesig! Nico, mit Augen eines asiatischen Mitmenschen stelle die Kamera ein, währenddessen ich mich um den Fisch kümmerte. Der Wiegevorgang ließ uns dann doch nicht schlecht aussehen, zeigte die Waage direkt 17,5kg an. Was ein Einstieg!

Der Fisch an sich war völlig ausgelaicht und zu manch anderer Jahreszeit wohl noch einiges schwerer. Überglücklich setze ich den Fisch nach ein paar Fotos zurück und fütterte lediglich den Spot nun an. Ich wollte den Fischen, die wohl in der unmittelbaren Nähe waren keinen weiteren Schnurdruck zumuten, zumal ich selber ebenfalls kaum noch stehen konnte vor Müdigkeit. Gefühlt 20 Sekunden später lagen beide wieder auf der Liege, nun für ganze 2 Stunden! Nico´s Rute auf 6 Metern machte kräftig Druck und ein weiterer feiner Spiegler landete in den Maschen seines Keschers. Wieder über 15kg schwer, unglaublich! Das wir nun bis circa 14 Uhr des nächsten Tages schliefen, verwunderte uns nicht wirklich, waren die letzten 60 Stunden einfach an Gefühlschaos kaum zu überbieten. Der Sonntag, die brennende südfranzösische Sonne schien an diesem Tage unermüdlich auf unseren Platz und machte den Aufenthalt in Zeltnähe quasi unmöglich. Laut Wetter-App sollte dies noch die nächsten Tage unverändert so bleiben. Bei Temperaturen um 35 Grad war es dann auch nicht verwunderlich, dass tagsüber die Fische sich überhaupt nicht zeigten. Der See war wie ausgestorben und wir hatten endlich genügend Zeit um die Ruten neu zu legen. Eine Qual sage ich euch bei 35 Grad auf einer schwarzen Falte auf dem Wasser insgesamt 4 Ruten perfekt abzulegen! Ein durchaus positives Nebeneffekt eines solchen Wetters ist die angenehme Wassertemperatur, die zum täglichen schwimmen einlud. Die Oberflächentemperatur lag im Schnitt bei circa 25 Grad und auch die Temperaturen in den tieferen Wasserschichten gestalteten sich durchaus angenehm um dort die Ruten zu platzieren. So hatten wir in einer Tiefe von 11 Metern noch eine Temperatur von 13,5 Grad. Eine super Temperatur um im Sommer dort einen Versuch zu wagen.

Als am Sonntag alle Ruten neu an Ihren Plätzen lagen begann für uns beide langsam der Urlaub, wobei die Müdigkeit immer noch ein wenig in den Knochen hing. Gegen 20 Uhr abends bei einem herrlichen Sonnenuntergang meldete sich mein Cirik Milk Schneemann erneut und der NTXR jodelte sein Lieblingslied. Da es sich um eine Rute handelte, die ich am eigenen Ufer umlenkte, stiegen wir schnell in die Falte und begaben uns in Richtung des Fisches. Dieser Zog glücklicherweise direkt in das offene, tiefe Wasser. Der Drill gestaltete sich ungemein spannend, da der Fisch sich einfach nicht an der Oberfläche zeigen wollte und immer wieder die Tiefe suchte. Mehrmals umrandete die Schlagschnur den Spulenkopf und verschwand innerhalb von Sekunden wieder. Der Fisch hatte wirklich eine außergewöhnliche Ausdauer. Ich weiß wirklich nicht wie lange wir den Fisch drillten, aber als dieser sich zum ersten Mal in Oberflächennähe zeigte, war ich sichtlich erleichtert keinen Waller am Haken zu haben. Ein schön gezeichneter Spiegler mit einer markanten einzelnen Schuppe auf seinem Seitenlinienorgan. Nach seinem ersten präsentieren, verabschiedete er sich auch wieder in seine geliebten Untiefen. Im Endeffekt ging aber alles gut und das Material verrichtete einen sehr guten Dienst, sodass wir den Fisch nach einiger Zeit dann auch in den Maschen des Keschers hatten.

Ich angelte auf unserem Trip mit einer geflochtenen Hauptschnur in 0.17mm inkl. einer 0.60er Schlagschnur von Fox. Da wir hier mit etlichen Steinen und Muscheln zu tun hatten, schaltete ich ebenfalls nach der Schlagschnur einen circa 2 Meter langen Submerge Leader in 45lbs, ebenfalls von Fox vor. Dieser erwies sich in der nächsten Zeit noch mehrfach! Ihr könnt euch kaum vorstellen wie unsere Bleie aussahen! Das man die Ausgangsform noch erkennen konnte, war wirklich alles. Nun, wir konnten uns sichtlich nicht beklagen über diesen Start, zumal der Fisch wieder die 15kg Marke locker überstieg. In den ersten 30 Angelstunden konnten wir 3 Fische fangen, allesamt über 15kg schwer. Was will man mehr?

Ganz klare Antwort, wir wollten noch mehr Fische. Dies soll sich in keinster Weise Arrogant anhören, aber ich bin der Meinung, dass man immer versuchen sollte das Maximum eines Vorhabens zu erreichen, ganz gleich ob beim Hobby oder im Beruf! Am folgenden Tag kletterten die Temperaturen dann wieder locker über die 30 Grad. Es war einfach unvorstellbar heiß und schon um 9 Uhr morgens 28 Grad warm. Wie Anfangs auch vermutet tat sich über den Tag gesehen wieder relativ wenig. Nico konnte ein paar Brassen fangen aber von Karpfen keine Spur. Es musste also wieder dunkel werden, das war uns frühzeitig klar. Und ja, unsere Nachtschwärmer schienen jeden Abend/Nacht über unsere Futterplätze zu schwimmen. Dabei stellte sich auch keine prädestinierte Tiefe hervor, die Bisse kamen auf den unterschiedlichsten Tiefen, von 2 bis 11 Meter. Wieder verging eine Nacht mit insgesamt 3 Fischen und einem Waller. Das mag durchaus zufriedenstellend sein, jedoch schien es uns so, dass die Fische in großer Anzahl in unserem Areal schwammen. Und dafür war die Bissfrequenz einfach zu niedrig in unseren Augen. Es war auch nicht erkennbar aus welchem Teil die Fische die Plätze anschwammen, da die Ruten nicht von einer zur anderen Richtung abliefen oder die Fische sich erst rechts und später links zeigten.

Am folgenden Tag saßen wir beide beim Frühstück zusammen und überlegten, was wir in unserer Angelei effektiver gestalten konnten um an mehr Fische zu gelangen. Wir saßen also bei leckerem Rührei und Kaffee als Nico mich mit einem Satz ansprach, den ich wirklich nicht mehr vergessen werde: „ Sag mal, wo ist eigentlich dein Boot?“ Ich schaute verdutzt nach rechts zur Stelle wo ich das Boot mit einem Bankstick verzurrt hatte. Es war einfach nicht mehr da… Ich konnte es wirklich nicht glauben und bekam schon leichte Schweißausbrüche aber es war einfach nicht mehr an Ort und Stelle wie am Vorabend. Letztlich half nichts, ich sprang in Nico´s Boot um zumindest die Uferpartien des Sees abzufahren. Nur wo sollte ich anfangen? Der See hatte mit dem Vollstau knappe 750 Hektar Gesamtfläche. Nun kamen auch noch Magenkrämpfe dazu, schließlich war nicht nur die Falte verschwunden sondern auch das Echolot, Geber, die Rebelcell Batterie, der Motor und auch das GTM-Tiefenmessgerät. Ich wollte einfach nicht darüber nachdenken aber ich rechnete schon zusammen was in naher Zukunft wieder investiert werden müsste. Ich fuhr also zuerst in die Richtung eines großen Armes des Sees, wo aktuell auch der Wind hinein wehte. Ich fuhr, fuhr und fuhr aber konnte nichts auf diesen gewaltigen Wasserflächen erkennen. Als ich ungefähr 500 Meter von unserem Platz entfernt war, kam ein Hoffnungsschimmer herbei! In einer kleinen Bucht erkannte ich einen größeren, weißen Schriftzug auf einem vermeintlichen Boot. Ich näherte mich also dieser Bucht und konnte dann mit dem Fernglas tatsächlich erkennen, dass es sich um den Bait Fabrik Schriftzug auf meiner Falte handelte.

Ich habe wirklich selten in meinem Leben ein derartiges Gefühl von Erleichterung gespürt, wirklich! Es handelte sich tatsächlich um mein Boot. Aus irgendeinem Grund muss wohl der Wind während der Nacht sich gedreht haben und das Boot dort angespült haben, anders war es kaum erklärbar, warum es genau in dieser „Mini-Bucht“ landete. Ich habe es mir in der Vergangenheit angewöhnt, den E-Motor mit seinem schweren Ende leicht im Wasser zu platzieren, sodass nicht das volle Eigengewicht des Motors auf den Heckspiegel wirkt. Und genau an diesem schweren Ende verhakte sich das Boot in einer Unterwasserwurzel und konnte so kaum noch weg. Ich schnappte mir also das Boot und schleppte es zu unserem Platz. Schon von weitem erkannte ich Nico, der am eigenen Ufer auf meine hoffentlich erfolgreiche Rückkehr wartete. Zuerst erkannte er es wohl kaum, da ich das Boot von rechts kommend hinter mir zog. Als er dann die Hände über dem Kopf zusammenschlug, schrie ich laut herüber, dass ich Sie gefunden hatte. Pure Erleichterung bei beiden!!! Soviel zu dieser kleinen Anekdote, aus der ich sicherlich meine Lehren ziehen werde!

Wieder bei Sinnen sammelten wir unsere Gedanken und planten das weitere Vorgehen. Uns war aufgefallen, dass viele Bisse auf einem knappen 150 Meter langen Streifen gekommen waren. Diesen Streifen beangelten wir auch schon seit Ankunft mit mehreren Ruten. Es schien so, also ob die Fische diesen Bereich bevorzugt anschwammen, was uns zur folgenden Idee brachte. Wir wollten noch vor Einbruch der Dämmerung viel Futter auf diesem kompletten Streifen ausbringen. Wir mischten alle Sorten der Boilies, halbierten noch einige Kilos und wollten dann in mehreren Touren auf und ab den Streifen unter Futter setzen. Insgesamt fütterten wir knapp 50kg, bestehend aus Boilies und Tigernüssen. Kurz zuvor holten wir die restlichen Ruten ein und wollten dem riesigen Platz mindestens 24 Stunden eine Pause geben, inder die Fische in Ruhe und vor allem ohne Druck fressen konnten. Nach dieser Pause erhofften wir uns dann weit aus mehr Bisse, im besten Fall. Da es sich hier aber im Vorhinein immer nur um die Theorie dreht, waren wir sehr angespannt, als wir die Ruten knapp 2 Tage später wieder an Ihre Plätze brachten.

Irgendwie schlich sich so ein Gefühl bei uns beiden ein, welches völlig fehl am Platze war. Man verspürte einen Druck, einen nicht angenehmen Druck, doch jetzt noch mehr Fische fangen zu müssen, nach solche einem Aufwand und Futtereintrag. Durchaus kein schönes Gefühl kann ich euch sagen, jedoch selbst hervor gebracht. Als dann die folgende Nacht nicht ein Biss produzierte, lies dies uns am nächsten Morgen nicht gerade vor Euphorie sprudeln. Dennoch betreiben wir diese Art der Angelei schon lange genug um nicht direkt in Panik zu verfallen. Das Futter muss einfach wirken und bei der größeren Menge sowieso. Also genossen wir den erneut heißen Sommertag mit gutem Essen und ein paar angenehmen Badeaufenthalten. Da ich mir sowieso vorgenommen hatte einen gewissen Teil des Sees per Boot zu erkunden, kam die tägliche Beissflaute mir ganz gelegen. Ich packte mein GTM ein und fuhr in ein paar Stunden ein gutes Stück des Sees ab. Einfach unglaublich wie tief dieser doch an den allermeisten Stellen war. Nach etlichen Fotos und Videos kam ich dann an unserem Platz wieder an und sah schon von weitem einen weißen Lieferwagen an unserem Platz stehen. Es stellte sich heraus, dass ein französischer Karpfenangler, zusammen mit seinen beiden kleinen Söhnen unseren Platz anvisiert hatte. Nach einem, für ihn enttäuschenden Gespräch baute er einige Meter entfernt zu uns auf. Wir hatten ihm vorher erklärt, dass wir noch eine weitere Woche bleiben wollten, da es bis dato ganz gut lief. Da wir in der Vergangenheit mit verschiedenen Locals gute Erfahrungen gemacht hatten, baten wir ihm den Platz neben uns an. Von diesem Platz aus konnte er in einen anderen Seeteil angeln, sodass keiner von uns drei Anglern sich behinderte. Wir erlebten eine tolle Zeit mit ihm und seinen Söhnen mit gesprächigen Abenden und gutem Essen. Wiedermals eine durchaus positive Erfahrung mit den einheimischen Anglern gesammelt. Tagsüber hatten wir nun unsere neue Art der Angelei entdeckt. Raubfischangeln!

Zugegeben bin ich nicht der geborene Raubfischexpert aber den Umgang mit der Spinnrute sollte ich wohl nicht in der Vergangenheit verlernt haben, dachte ich. Und tatsächlich fingen wir nun täglich unsere Barsche. Lediglich der erhoffte Schwarzbarsch kam nicht zum Vorschein. Trotz allem eine tolle Abwechslung zum Ansitzangeln. Es näherte sich nun Nacht Nummer 2 nach dem großen Futter. Mittlerweile entspannt, genossen wir die hereinbrechende Nacht bei einem guten Glas Rotwein und den guten alten Nollert Filmen. Es passiert bis zu unserem zu Bett gehen nicht wirklich etwas, Stand 23:30 Uhr. Dann allerdings tat sich etwas in starkem Nebel gegen 2 Uhr Nachts. Nico´s umgelenkte Rute meldete sich erneut und lief erst langsam, dann sehr hektisch ab. Die mittlerweile geübten Griffe und keine 20 Sekunden später saß er im Boot, dem Fisch entgegenfahrend. Für mich war dies immer wieder aufregend, da ich ihn von unserem Platz aus nicht sehen konnte, da seine umgelenkte Rute auf einem relativ flachen Ausläufer um die Ecke platziert war. Bei absolutem Nebel und einer totenstille konnte ich sehr klar den kämpfenden Fisch und das knattern seiner Ultegra hören. Dann war es ruhig geworden, eine gutes Zeichen das der Fisch im Kescher war. Und genau so war es auch, ein kleiner aber gut kämpfender Schuppenkarpfen ließ sich Nico´s Boilie schmecken. Petri mein Freund, der erste Schuppi unserer Tour!

Bis zum Morgengrauen konnten wir noch weitere 2 Fische, also insgesamt wieder 3 in einer Nacht fangen. Auf der einen Seite waren wir erleichtert, dass das eingebrachte Futter die Fische nicht verscheucht hatte, andererseits waren es wieder nur 3 Fische bei einer deutlich höheren Aktivität. Zumal das Gewicht der Fische stark sank. Fingen wir zuvor fast nur Fische über 15kg, hatten die Fische nun maximal 8-12kg. Aber auch dies ist nach einem großen Futtereintrag durchaus normal! Mittlerweile, ich weiß gar nicht mehr welcher Tag, gelobte die Wetter-App Besserung. Die Temperaturen fielen auf maximal 19 Grad tagsüber bei gleichbleibendem Luftdruck um die 985 hpa. Man muss bedenken, dass der See knapp 780 Meter über Normal Null lag. Also durchaus nicht verwunderlich, dass der Luftdruck so niedrig die komplette Zeit ausfiel.

In der darauffolgenden Nacht, wie kann es anders sein brachte der Folgetag auch kein Biss, konnte ich dann auch meinen ersten Schuppi der Tour landen inklusive einer kapitalen Schleie. Ein durchaus willkommener Beifang, trotz des sagenhaften Fullruns´s, was die Gute hinlegte. Mittlerweile hatten wir 8 Tage unseres Trips hinter uns gelassen und dachten an ein Platz- bzw. Seewechsel. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, da wir ja einen Platz hatten, an dem es konstant nun in 6 von 7 Nächten Fische gab. Zu der Entscheidung kamen dann auch noch die Probleme mit meinem linken Knie, was nach bereits 3 Tagen anschwoll. Ich hatte dies bereits in der Vergangenheit leider gehabt, ohne jeglichen Sturz oder ähnlichem. Aber an ein komplettes Ab und wieder Aufbauen war dort leider nicht zu denken, was unsere Entscheidung dann leicht ausfallen ließ. Wir bleiben und das bis zum Ende!

Gegen Mitte der zweiten Woche sank der Wasserstand mehr und mehr, was die Hoffnung auf einem Ausbau der Serie senkte. Aber irgendwie war hier alles ein wenig anders, die auch nachts hohen Temperaturen machten den Fischen nichts aus, auch der Wetterwechsel interessierte die Fische relativ wenig. Und zu guter Letzt auch der stark fallende Wasserstand ließ unsere Nachtschwärmer-Serie nicht abreißen. Wir fingen weiterhin konstant Fische! Freudig nahmen wir zur Kenntnis, dass auch die Gewichte wieder nach oben gingen, umso länger das Futter lag. Endlich mal etwas, was auch zu Hause so häufig passiert. Wir fütterten nach den Bissen nur noch wenig Futter, da wir annahmen, dass das Futter von unserer größeren Kampagne noch zu Teilen am Grund liegen sollte. Die Entscheidung war dann auch definitiv nicht verkehrt, sodass nun auch wieder Fische bissen, die über 15kg schwer waren. Wir fingen viele Rogner, die komplett ausgelaicht waren und die ein oder andere frische Verletzung an all möglichen Körperstellen aufwiesen. Da ich persönlich schon daran glaube, behandelten wir die Fische mit einem Antiseptikum, um den Heilprozess zu verbessern. Ich fing sogar einen Spiegler mit knapp 14kg, der an seinem Rücken erhebliche tiefe Einschnitte hatte. Diese Verletzungen konnten kaum von einem Vogel oder Raubfisch stammen. Nein, so wie hier der Bootssport betrieben wurde, waren wir uns sicher, dass der Gute in Berührung einer Motorenschraube gekommen ist. Toll zu sehen, was diese robusten Fische alles aushalten können und doch nicht daran verenden.

Nach nunmehr 11 Tagen Angelei an einem solch tollen Gewässer, neigte sich unsere 2-wöchige Tour dem Ende zu. Wir hatten bis dato viel erleben dürfen, neue Bekanntschaften geschlossen, viel Neues gesehen und vor allem viele Fische fangen dürfen. Sowohl Nico als auch ich waren sehr zufrieden, beide hatten konstant die Fische am Platz, fingen und man verstand sich blendend. In der vorletzten verbleibenden Nacht ging ich dann leider leer aus. Wenn es bei beiden so gewesen wäre, hätte man sich zum Schlussspurt noch etwas Neues überlegen können. Da Nico aber in meiner Blank-Nacht insgesamt 4 Fische fing, waren anscheinend doch noch welche dort, wenngleich auch nur bei Nico am Platz. Das war mir aber nach den geilen Erlebnissen in den vergangenen Tagen relativ egal, hauptsache Fisch! Wir entschieden uns dann dennoch am Folgetag dazu, dass wir es hier an der Stelle sein lassen. Zum einen hatten wir wirklich alles erlebt was man so erleben kann und zum anderen wollten wir uns noch 3-4 neue Gewässer in der Umgebung anschauen.

Damit man natürlich auch genügend Futter hat um solche Trips zu wiederholen.

Danke für den geilen Trip, Nico!

Jonas Hillebrands

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