Der Bootsblog 3: Jetzt läufts
Wie ich Euch im letzten Bootsblog bereits berichtete, kam ich nun nach den Corona bedingten Sperren endlich wieder an meine Zielgewässer. Da war ich nun auf meinem Boot, mehrere hundert Hektar Wasser vor mir und die Fische liefen einfach. Ich konnte fast nichts falsch machen. Die wilden Fluchten der kleinen Schuppis bogen meine Scopes bis ins Handteil. Einfach geil. Und da kam auch schon der nächste Einschlag.
Sofort nahm ich die Rute auf. Doch etwas war anders. Keine wilde erste Flucht, dafür langsame, dumpfe Kopfschläge. Das konnte nur eins bedeuten…
Schnell hatte ich den Fisch vom Holz weggezogen, doch dieser ließ sich nun lange bitten, bevor der lange, uralte Schuppi unterm Boot im glasklaren Wasser hochkam. Wahnsinn! Einige Augenblicke später glitt er in die Maschen meines Keschers.
Die Freude war riesig. Doch ich hatte gar keine Zeit, den Fisch ins Boot zu heben, da verneigte sich die nächste Rute. Ich traute meinen Augen kaum. Der Fisch war ebenfalls sehr ruhig. Er machte keine großen Anstalten, Richtung Totholz zu schwimmen, sondern zog an mir vorbei ins tiefe Wasser. Es dauerte eine Weile bis ich ihn das erste Mal sah. Mir stockte der Atem. Dieser Fisch sah im klaren Wasser einfach nur riesig aus. Meine Knie begannen zu zittern und insgeheim sah ich mich schon den unbekannten Riesen in den Armen halten. Wieder und wieder zog der große Schuppi ins Tiefe und ich hatte wirklich Schwierigkeiten ihn Richtung Boot zu bewegen.
Dann ging aber alles ganz schnell. Das erste Mal durchbrach der Fisch die Wasseroberfläche. Sofort schob ich den zweiten Kescher, den ich bei dieser Angelei immer dabeihabe, unter ihn. Ein wenig relativierte sich die Größe des Fisches nun im Kescher. Es war nicht der absolute Riese, wie ich ihn im tiefen Wasser erahnt hatte, aber trotzdem ein richtig fettes Teil!
Genau für diese Momente ziehe ich immer wieder los. Dieses Gefühl, alles richtig gemacht zu haben und einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Da sind all die Kilometer auf der Autobahn und an den Paddeln sofort vergessen.
Ganz entspannt fotografierte ich die Fische auf dem Boot und ließ die beiden Dicken wieder schwimmen. Der Rest des Abends verlief ruhig. Ich habe es schon oft erlebt, dass an einem Platz an dem die Fische verrückt spielen, nachdem man mehrere Fische zurückgesetzt hat, ruhe einkehrt. Als hätten die beiden alten Recken den Rest der Truppen vor den kleinen fischigen Kugeln gewarnt, die da überall am Grund verteilt lagen.
Ich genoss den Abend auf dem Wasser, den Sonnenuntergang und diese unglaubliche Ruhe, die einkehrt, wenn man alleine auf dem Wasser ist, weit weg von allem. Ich schmiedete weitere Pläne für die nächsten Wochen. Ich hatte noch eine Woche Urlaub vor mir und wollte es jetzt wissen. Ich wollte mehrere Tage auch auf dem Boot schlafen und mich außerdem mal an die ganz großen Wasser Norddeutschlands rantasten. Mehrere Tausend Hektar Wasser vor mir, das war es, was ich wollte. Gesagt, getan. Das sollte eine richtig interessante Woche werden, doch dazu beim nächsten Mal mehr.
Ich hoffe euch geht es gut und ihr könnt ein bisschen Zeit am Wasser genießen.
Euer Patrick